Warum ein professionelles Lektorat?


 

Wir lesen und hören häufiger die Frage, ob ein professionelles Lektorat der Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit wirklich notwendig sei. Das Geld könne man sich sparen, denn es reiche doch, wenn der Kommilitone, ein Verwandter oder die Freundin "mal schnell" über die Arbeit drüberliest. Warum sollte man also für das Korrekturlesen einen richtigen Lektor engagieren, der verhältnismäßig viel Geld kostet? Fünf gute Gründe, warum der erste Leser eurer Bachelorarbeit oder Masterarbeit nicht euer Betreuer, sondern lieber ein Profi in Sachen Korrekturlesen und Lektorat sein sollte. (Für Eilige, die nicht den ganzen Text lesen möchten, gibt es ganz unten eine Grafik, die die wichtigsten Inhalte aller fünf Gründe zusammenfasst.)

 

Es sei vorausgeschickt,  dass es kaum etwas gibt, das Professoren und Professorinnen mehr schätzen als eine sprachlich und stilistisch gut zu lesende Arbeit mit einer in sich stimmigen Gliederung! Und nicht zu vergessen: Deine Zukunft hängt von dieser Arbeit ab. 

Generell steht es außer Frage, dass jemand eure Arbeit redigiert bzw. Korrektur liest. In den meisten Leitfäden zum wissenschaftlichen Schreiben wird den Studierenden nahegelegt, die Arbeit mindestens einmal gründlich Korrektur lesen zu lassen, denn: Jeder übersieht nach einer Weile die kleinen Fehler, die sich im Einerlei des Bekannten hervorragend verstecken können. Später stolpert dann aber der Dozent darüber, und jedes Stolpern im Lesefluss bedeutet einen kleinen Punktabzug. Selbstverständlich werden ein, zwei lässliche Fehler jedem verziehen. Aber wenn es mehr sind, wird es schon schwieriger. Jede Ungenauigkeit reißt den Leser aus dem inhaltlichen Zusammenhang, und je öfter das passiert, desto schwerer fällt die Konzentration auf den Inhalt. (Gemeint sind mit "lässlichen Fehlern" nicht nur Tippfehler oder fehlende Kommata. Auch falsche Wortverbindungen, Bandwurmsätze, die kein Ende haben, und Verweise, die ins Leere führen, gehören zu den Stolpersteinen.) Aus diesem Grund lohnt sich die professionelle Korrektur und ein sorgfältiges wissenschaftliches Lektorat:

 

1. Zeit und Sorgfalt

Wenn die Mutter, die Freundin oder der Kommilitone nicht gerade selbst sehr viel schreibt oder Germanistik studiert, wird es die- oder denjenigen sehr viel Zeit kosten, genau zu lesen, zu verstehen, zu korrigieren, umzuformulieren und sich auf alle zu prüfenden Aspekte gleichzeitig zu konzentrieren: Rechtschreibung, Ausdruck, Kongruenz, Kohärenz, Zeitformen etc. Ein schneller Lektor schafft bei einem einfach zu redigierenden Text bis zu acht Seiten in einer Stunde. Manchmal sind es aber auch nur drei oder vier. Jemand, der ungeübt ist, wird sehr viel länger brauchen. Die Gefahr, dass die Korrektur dann aufgrund von Zeitdruck ungenau wird, ist groß!

 

2. Wissenschaftliche Ausdrucksweise

Ein Wissenschaftslektor verfügt über genaue Kenntnisse und viel Erfahrung im Bereich des wissenschaftlichen Schreibstils und der präzisen Formulierung. Wer darin nicht geübt ist, dem fallen umgangssprachliche Formulierungen und unnötige Füllwörter oftmals gar nicht auf. In einer wissenschaftlichen Arbeit sollte aber stets penibel darauf geachtet werden, keine vermeintlichen Wahrheiten zu schreiben, die als unwissenschaftlich gelten, nicht zu vage oder zu wertend zu schreiben oder aus nicht zitierwürdigen Quellen zu paraphrasieren. Auch hier ist es also ein Vorteil, jemanden zu engagieren, der vom Fach ist.

 

3. Einhaltung formaler Kriterien

Fehler in der Zitierweise oder bei der Beschriftung von Abbildungen und Tabellen sowie sonstige formale Fehlerquellen werden von Nicht-Wissenschaftlern leicht übersehen. Ein weiteres Plus für ein professionelles Lektorat. In englischen Abschlussarbeiten hat zudem der an dem Institut zu befolgende Zitierstil großen Einfluss auf die Groß- und Kleinschreibung von Kapitel- und Abbildungs-/Tabellenbezeichnungen, auf die Verwendung von Zeitformen sowie auf die Zeichensetzung, was den Allerwenigsten bewusst ist.

 

4. Hinweise zum Aufbau und zur Argumentation

Ein Wissenschaftslektor liest nie nur einzelne Sätze ohne Zusammenhang, sondern beginnt gleich beim ersten Wort, sich ein Bild vom Thema und dem Aufbau der Arbeit zu machen – genau so, wie es der Betreuer später auch tun wird. Ist der Text z. B. unpräzise oder schwammig formuliert, lässt er Spielraum für ungewollte Interpretation. Der Lektor hilft euch, genau das auszudrücken, was ihr sagen wollt, damit es zwischen euch und dem Leser keine Missverständnisse gibt. Ein erfahrener Lektor schafft schnelle Organisation und hat die Möglichkeit, in nur wenigen Augenblicken die fehlerhaften Satzteile und Wissenslücken gegen gut durchstrukturierte Phrasen und Sätze einzutauschen.

 

5. Auf die automatische Rechtschreibprüfung ist kein Verlass

Vielleicht hieltet ihr es bisher für ausreichend, die Rechtschreibhilfe eures Textverarbeitungsprogramms über den Text laufen zu lassen? Da müssen wir euch leider enttäuschen. Die automatische Rechtschreibprüfung mag vielleicht Rechtschreibfehler erkennen, kann jedoch nicht sinnhafte Fehler aufspüren ("seid" / "seit", "unbeachtet der Tatsache" statt "ungeachtet der Tatsache", "gewonnen Ergebnisse" statt "gewonnenen Ergebnisse"). Und was nützt schon ein richtig geschriebenes Wort im falschen Zusammenhang?

 

Kurzum: Vier Augen sehen immer mehr. Und ein fehlerfreier Text ist stets auch Ausdruck von Respekt vor dem Leser.

 

Rechts in unserer Grafik haben wir alle fünf Gründe noch einmal übersichtlich zusammengefasst.

 

Natürlich verstehen wir auch, wenn sich nicht alle Studierenden ein professionelles Lektorat leisten können. Deshalb ist es völlig verständlich und legitim, wenn ihr euch verschiedene Angebote einholt. Wie in jeder anderen Branche auch. Seid aber wachsam, wenn es sehr günstig wird oder mit Expressbearbeitungszeiten geworben wird. Das geht entweder auf Kosten der Qualität oder aber wird für den Lektor oder die Lektorin unwirtschaftlich.

 

Da eure Abschlussarbeit ein wichtiger Meilenstein ist, ist ein professionelles Lektorat kein Luxus, sondern eine sinnvolle Investition, um sich abzusichern, dass diese sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugend ist. Und der Abstand zur Arbeit, den ihr während der Inanspruchnahme eines Lektorats bekommt, wird euch guttun!