Deutsch-englische Wortverbindungen: mit oder ohne Bindestrich?

Oder auch: Warum Deppenleerzeichen den Lesefluss stören oder gar zu Uneindeutigkeiten hinsichtlich der Bedeutung von zusammengehörenden Wörtern führen können.


Deutsche Begriffsverbindungen (auch Komposita genannt) können zur besseren Lesbarkeit mit Bindestrich getrennt werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Wörter lang oder durch unglückliche Buchstabenkombinationen schwer lesbar sind (z. B. Umsatzsteuer-Tabelle, Kaffee-Ersatz).

 

Durch den Einzug von englischen Begriffen in die deutsche Sprache steigt zugleich die Anzahl der englisch-deutschen Begriffsverbindungen. In diesem Fall gilt: Steht der englische vor einem deutschen Begriff, muss die Verbindung durch einen Bindestrich erfolgen. Dabei müssen bei Komposita, die aus mehr als zwei Wörtern zusammengesetzt sind, alle Bestandteile miteinander verbunden werden (z. B. Social-Media-Plattform, nicht "Social Media-Plattform").

 

Weitere Beispiele sind: Entrepreneurship-Education-Forschung, E-Commerce-Einführung, B2B-Marketing, Virtual-Reality-System, Best-Practice-Ansatz

 

Durchgekoppelte (d. h. mit Bindestrich geschriebene) Komposita sind vor allem in den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften und hier insbesondere in den Themenbereichen Social Media oder Digitalisierung keine Seltenheit, da das Fachvokabular besonders häufig aus Fremdwörtern besteht. Leider wird in der Fachliteratur nicht überall Wert auf ein sorgfältiges Lektorat gelegt, sodass Verwirrung aufgrund der unterschiedlichen Schreibweisen entstehen kann.

 

Ein weiterer Grund für die häufig anzutreffende Missachtung der Bindestrichsetzung bei bspw. Produkt- und Markennamen sind gestalterische Überlegungen. So macht die Ästhetik aus der „Probe-Bahncard“ die „Probe BahnCard“. In manchen Fällen soll das womöglich internationaler wirken. Immer häufiger führt zudem die falsche Autokorrektur auf Smartphones, Tablets und PCs dazu, dass eigentlich richtig geschriebene Wortverbindungen nicht erkannt und unterkringelt werden und die Autokorrektur die Wörter in getrennter Schreibweise vorschlägt. Allerdings ist der Bindestrich auf den Tastaturen der meisten Smartphones nicht auf derselben Tastatur zu finden wie die Buchstaben. Komplexe Wortverbindungen erkennen die Systeme ohnehin nicht. Viele Nutzer verzichten deshalb auf den Bindestrich und schreiben die Wörter zusammenhanglos nebeneinander: Bananen Himbeere Smoothie, Tomaten Ketchup.

 

Wer sich an der Flut von Bindestrichen stört, kann deutsch-englische Komposita ähnlich wie rein deutsche Wortverbindungen auch – zusammenschreiben, sofern die Lesbarkeit weiterhin gegeben ist (z. B. Marketingtool oder Hotspot). Insbesondere bei Begriffen, die das "Fugen-s" beinhalten, erschwert das Durchkoppeln gar die Lesbarkeit, da das "s" bereits die Funktion eines Bindeszeichens übernimmt. In diesem Fall ist die Zusammenschreibung deshalb die zu bevorzugende Variante (Planungsmanagement, anstatt Planungs-Management).

 

Fazit: Einfach deutsch-englische Begriffe mit Leerzeichen aneinanderzureihen, ist laut Rechtschreibregeln nicht erlaubt. Denn werden in einem deutschen Text englische Begriffe verwendet, sind diese auch den deutschen Regeln unterworfen, nicht den englischen.

 

Schlagwörter: Durchkoppeln, Bindestrich, Anglizismen, Deppenleerzeichen, Wortverbindungen