Oder auch: Warum Abkürzungen die Lesbarkeit nur fördern, wenn sie korrekt eingeführt und einheitlich gebraucht werden
Das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten kann eine anstrengende und repetitive Tätigkeit sein, insbesondere wenn der gleiche lange Begriff wieder und wieder genannt werden muss. Aus diesem Grund sind Abkürzungen sowohl für den Lesenden als auch für den Schreibenden eine Erleichterung, denn sie vereinfachen den Text und verbessern dadurch den Lesefluss. Bei der Verwendung von Abkürzungen in wissenschaftlichen Arbeiten sind jedoch einige Dinge zu beachten, die im Folgenden erläutert werden.
Abkürzungsverzeichnis erstellen
Als Übersicht für den Lesenden sollte zu Beginn der Abschlussarbeit ein Abkürzungsverzeichnis eingerichtet werden, in dem alle verwendeten Abkürzungen aufgeführt und definiert werden. Es bietet sich an, das Verzeichnis erst kurz vor Abschluss der Arbeit zu erstellen, damit keine spontan eingefügten Abkürzungen vergessen werden. Das Verzeichnis an sich sollte alphabetisch geordnet sein. Gängige Abkürzungen, die im Duden zu finden und damit der Mehrheit der Lesenden bekannt sind, müssen jedoch nicht in das Verzeichnis aufgenommen werden, da sie es trivialisieren und den Lesefluss stören. Zu solchen zählen Abkürzungen wie "usw.", "z. B.", "d. h.", "i. d. R.", aber auch "EU" und "IT" und "KI". Auch Abkürzungen, die nur einmal im Text verwendet werden, müssen nicht aufgenommen werden, denn der Sinn einer Abkürzung ist die einfachere Handhabung des Begriffes im Fließtext. Wird dieser nur einmal benutzt, muss er zur Vereinfachung auch nicht abgekürzt werden.
Was ist zu beachten?
Bei der Einführung im Fließtext der Abschlussarbeit wird bei der Erstnennung die ausgeschriebene Variante verwendet, in Klammern folgt die Abkürzung. Das sieht dann so aus: „Die
Balanced Scorecard (BSC) dient der Messung, Dokumentation und Steuerung von Unternehmensaktivitäten. Dabei trägt die BSC zur Zielerreichung und Umsetzung von
Strategien bei.“
Wie das Beispiel zeigt, sollte nach der korrekten Einführung der Abkürzung nicht mehr die ausgeschriebene Variante, sondern nur noch die Abkürzung verwendet werden. Ein Wechsel zwischen den
Varianten oder das wiederholte Einführen einer Abkürzung stören den Lesefluss.
Eine weitere häufige Fehlerquelle im Zusammenhang mit Abkürzungen im Fließtext sind die verwendeten Artikel. Das grammatikalische Geschlecht sowie der Numerus sind dabei
entscheidend. Falsch ist z. B. "der Migrationsbericht der BAMF", da die Abkürzung BAMF für "das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" steht. Bei fremdsprachigen
Abkürzungen sollte zusätzlich mit den Betreuenden abgesprochen werden, ob eine deutsche Übersetzung in Klammern erfolgen soll. Ein Beispiel: „Die Net Stable Funding Ratio
(NSFR, zu deutsch: strukturelle Liquiditätsquote) ist eine Kennzahl zur Optimierung der Liquidität von Kreditinstituten.“
Besonders bei der Einführung von Abkürzungen innerhalb von Komposita treten häufig Fehler auf. Um Grammatik- und Typographiefehler zu umgehen, sollte wie in dem
folgenden Beispiel vorgegangen werden: „Deutsches-Rotes-Kreuz-(DRK-)Veranstaltung“. Der Begriff „Deutsches-Rotes-Kreuz-Veranstaltung“ muss als Kompositum vollständig durchgekoppelt
werden, zusätzlich muss auch die Abkürzung in Klammern einen Bindestrich erhalten und nach dem letzten Bindestrich des Kompositums stehen, da sie kein Wortbestandteil ergänzt.
Inhaltsleere Abkürzungen vermeiden
Auch stilistisch sind einige Kleinigkeiten zu beachten. Optisch unschön gilt z. B. die Verwendung einer Abkürzung zu Beginn eines Satzes: „U. a. wurden solche Studien von Meyer et al. durchgeführt.“ Insbesondere im wissenschaftlichen Kontext sind zudem inhaltsleere Abkürzungen wie "etc.", "usw." oder "u. v. m." unangemessen und sollten vermieden werden. Um das Auseinanderfallen von mehrgliedrigen Abkürzungen zu verhindern, die laut DIN 5008 ein Leerzeichen erfordern, können geschützte Leerzeichen eingefügt werden. Auf Windows-Computern können diese beispielsweise mit der Tastenkombination Strg + Shift + Leertaste (MAC: Alt + Leertaste) erstellt werden.
Zusammenfassung
Wie diese kurze Hilfeleistung gezeigt hat, gibt es bei der Verwendung von Abkürzungen in wissenschaftlichen Arbeiten einige Aspekte, die beachtet werden sollten. Wichtig ist vor allem, die Abkürzungen vor der Abgabe der Bachelor-/Masterarbeit noch einmal zu überprüfen, dabei kann beispielsweise die Suchfunktion in Word hilfreich sein. Hierüber können sowohl ganze Wörter als auch Abkürzungen in der gesamten Arbeit gesucht werden, um die einheitliche Verwendung zu überprüfen. Zusammenfassend müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:
Werden diese Hinweise beachtet und die gesamte Arbeit gründlich überprüft, können Abkürzungen in wissenschaftlichen Arbeiten ein hilfreiches Mittel zur Vereinfachung des Textes sein.
Ihr könnt euch solche Regeln nicht merken? Gern übernehmen wir im Zuge eines Lektorats die Überprüfung eurer Abkürzungen.